Von Leonardo da Vinci lernen • erster Teil
- R. W.

- vor 2 Tagen
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Aktualisiert: vor 1 Tag

Leonardo da Vinci war nicht nur ein Genie. Er war ein Lernender, der das Leben als Labor und das Denken als eine Kunstform betrachtete.
Sein Können war keine Laune des Schicksals, sondern das Ergebnis einer bestimmten Haltung: Neugier, Disziplin, Sinnlichkeit, Zweifel und die Fähigkeit, Widersprüche zu ertragen.
Michael J. Gelb hat diese Haltung in seinem Buch "How to Think Like Leonardo" in sieben Prinzipien zusammengefasst.
Sie sind kein Rezept für Genialität, sondern in erster Linie eine Einladung, bewusster zu leben.
Neugier
Leonardo stellte Fragen, die andere zu seiner Zeit gar nicht stellten oder sich nicht zu stellen wagten. Er wollte nicht nur Antworten, sondern Erkenntnis. Beispielsweise fragte er sich, warum der Himmel blau ist, wie Vögel fliegen und wie das Blut durch die Adern strömt.
Diese unstillbare Neugier war keine kindliche Eigenschaft, sondern eine bewusste Entscheidung, denn wer fragt, bleibt lebendig. Das Denken erstarrt, sobald es sich sicher fühlt aber das Unwissen hält uns in Bewegung.
Eine Muschel am Strand aufheben und sie ans Ohr legen, nur um das Rauschen zu hören. Wer sich das Warum, Wie, Wozu bewahrt, erlebt das Leben niemals selbstverständlich.
Vielleicht beginnt der heutige Tag mit einer einzigen Frage, die Sie sich selbst noch nie gestellt haben.
Erfahrung
Leonardo prüfte, beobachtete und experimentierte. Er irrte sich und wurde dadurch klüger.
Lernen aus eigener Erfahrung erfordert Mut: den Mut, die eigenen Überzeugungen immer wieder zu hinterfragen und Irrtum als notwendigen Lehrmeister zu akzeptieren. Erkenntnis entsteht nicht aus Glauben, sondern aus geduldigem, besserem Scheitern.
Gibt es etwas, das Sie oft gedacht, aber nie getan haben? Vielleicht reicht heute ein erster, kleiner Versuch.
Sinne
Wahrnehmung ist auch immer Denken mit den Sinnen. Leonardo sah nicht nur die Dinge, sondern auch, wie sie aussahen. Seine Aufmerksamkeit und Beobachtung waren sein Mikroskop.
Heute übersehen wir mehr, als wir ignorieren, weil wir unsere Sinne vernachlässigen. Leonardo wusste: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen sind die Grundlagen des Denkens. Wer seine Wahrnehmung verfeinert, denkt konsequenter.
Das leise Knacken von Brot, der Duft der Erde nach Regen, der Blick in den Himmel zwischen Häuserdächern. Es sind diese kleinen Momente, die uns in der Wirklichkeit verankern lassen.
Das Akzeptieren des Mehrdeutigen
Leonardo nannte die Kunst, Widersprüche zu ertragen, Sfumato. Zwischen Schwarz und Weiß liegt Wahrheit. Doch nur, wer das Grau aushält, kann sie auch finden.
Er lebte in der Spannung zwischen Wissenschaft und Mystik, Logik und Imagination, Vernunft und Gefühl, ohne das eine gegen das andere auszuspielen.
Das moderne Denken flieht vor Ambivalenz; das kreative Denken hingegen erkennt, dass Paradoxien keine Fehler, sondern Tore zur Erkenntnis sein können.
Versuchen Sie heute, einen Moment ganz bewusst mit nur einem Sinn bewusster wahrzunehmen. Vielleicht schmecken, vielleicht hören. Tasten? Ohne Ziel und ganz ohne einen Nutzen.
Buch: Michael J. Gelb: How to Think Like Leonardo da Vinci – Seven Steps to Genius Every Day, Dell Verlag, 2000


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