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Ironie, Sarkasmus und Zynismus: Drei Geschwister – ein Versuch

  • Autorenbild: R. W.
    R. W.
  • 29. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Apr.


Nehmen wir mal Folgendes an:

Wenn man drei freche Geschwister zur Psychotherapie schickt, ist Chaos vorprogrammiert. Wir schauen, was in ihren klugen, aber manchmal auch bösen Köpfen vorgeht. Denn obwohl sie sich so ähnlich sind – sind sie doch sehr verschieden.

 

Die charmante Trickserin: Ironie

 

Ironie ist die nette Schwester. Sie zieht gerne mal die Augenbraue hoch, lächelt verschmitzt und sagt Dinge, auf eine trügerisch-pfiffige Art, die eigentlich nicht so gemeint sein sollen. Ironie bedeutet, etwas sagen und gleichzeitig das Gegenteil zu meinen. Sie hilft uns, die Welt etwas leichter zu nehmen. Wer Ironie versteht, hat ein schnelles Köpfchen, denn man muss zwei Bedeutungen gleichzeitig im Sinn haben.

Kinder lernen Ironie erst nach einigen Jahren - kleine Kinder nehmen noch alles wörtlich.

 

In der Psychotherapie kann Ironie ein charmanter Schutzschild sein. Sie hilft uns, mit schwierigen Dingen umzugehen. Hinter ihr steckt manchmal auch Angst vor Auseinandersetzung. Wer ironisch spricht, hält sich damit eine Hintertür offen. „War doch alles nur Spaß.“ - So können Konflikte vermieden werden.

 

 

Der spöttische Rebell: Sarkasmus

 

Sarkasmus ist der kleine Bruder der Ironie – aber ein bisschen böser. Er ist der Meister bissiger Bemerkungen, die er mit einem kühlen Lächeln serviert. Während Ironie oft mit dem Auge zwinkert, hat dieser hier eine schärfere Kante.

Sarkasmus ist ein Cocktail aus Wut und Humor. Manche Menschen benutzen ihn, wenn sie wütend sind, aber nicht direkt streiten wollen. Es ist wie ein verbaler, kleiner Seitenhieb, der aber durchaus wehtun kann. Manche Sarkasten merken gar nicht, dass sie andere verletzen, weil sie ihn für einen lustigen Sport halten.

 

Warum sind manche Menschen sarkastisch? Psychologisch gesehen ist Sarkasmus eine Abwehrstrategie - wer ständig ironische Sticheleien austeilt, schützt sich vor echten Gefühlen. Es ist leichter, jemanden auf gewitzte Weise zu kritisieren, als offen zu sagen: „Ich bin ja so was von enttäuscht!“

 

In der Therapie kann Sarkasmus eine harte Nuss sein. Sarkastische Menschen verstecken so ihre Wut oder Frust hinter ihrem bissigen Humor. Und wäre er tatsächlich ein Cocktail, dann bestimmt ein Negroni.



Und dann ist da noch der Älteste der drei Verwandten

Der grimmige Philosoph: Zynismus

 

Er ist das schwarze Schaf der Familie - oder besser gesagt, der graue, erfahrene Silberfuchs, der schon genug von der Welt gesehen hat. Er, der ewige Skeptiker, weiß Bescheid.

Zynismus ist wie ein Panzer gegen Enttäuschungen, und so mancher Zyniker ist in Wirklichkeit einfach nur ein Idealist mit gebrochenem Herzen. Er hat einmal an das Gute geglaubt, aber das Leben hat ihn eines Besseren belehrt. „Ach, nett sein bringt doch eh nichts - am Ende denkt doch jeder nur an sich selbst.“

Wer nichts mehr erwartet, kann auch nicht mehr enttäuscht werden - so die Logik.

 

Ein guter und ehrlicher Freund dieser Geschwister könnte den Dreien ruhig mal etwas mit auf den Weg geben:

 

  • Ironie: „Du bist charmant, aber pass auf, dass du dich nicht hinter Witzen versteckst und dich dadurch von deinen Gefühlen entfernst“.

 

  • Sarkasmus: „Du bist echt lustig, aber trau dich ruhig mal mit ehrlicher Kritik, statt Spott.“

 

  • Zynismus: „Du bist scharfsinnig, aber vergiss nicht, dass nicht alles schlecht sein muss und die Hoffnung erst um Schluss sterben darf.“

 

Letztlich ist es wie bei Medikamenten: Die Dosis macht das Gift


Wer zu oft zur Ironie greift, wird irgendwann nicht mehr ernst genommen. Wer nur noch sarkastisch ist, merkt irgendwann, dass man eher über ihn lacht, als mit ihm. Und wer ausschließlich im Zynismus schwelgt, sollte sich nicht wundern, wenn es am Ende heißt: Kein Schwein ruft mich an...


Bild: © Liu Ye

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